Freitag, 7. Dezember 2012

moderne Autos und traditionelle Viehwirtschaft

Ich wollte den Blog schon "die Strasse der toten Tiere" betiteln. Als ich morgens das Thermometer ablas, waren es 5°C .... im Zimmer. Schnell alles angezogen und zum Frühstück runter, zwei heiße Cafe au lait und ein Croissant machten mich wieder munter. Draußen trabte eine Meute Hunde durch das Städtchen, wenigsten 30 Stück und keiner kleiner als ein ausgewachsener Schäferhund. Selbst die Marokkaner schaun, aber man tut sich nichts. Zweimal habe ich eine ähnliche Meute schon an der Strasse gesehen und bin immer schleunigst weitergefahren. Die Hunde gehen normalerweise weg, wenn man kommt. Aber meine Freundin Ulli bekäme Todesangst, angesichts eines solchen Rudels, und beim Zelten draußen bekäme ich auch die Flatter.
Die Strasse von Tazenakht nach Taliouine ist Teil der Fernverbindung von Agadir nach Quarzazate und damit wesentlich stärker befahren als das Strässchen gestern. Die Strasse steigt beständig an, von knapp 1400m auf über 1800m, und es ist die ganze Zeit trotz blauen Himmels ziemlich kalt mit 11°C Höchsttemperatur. Es ist Weideland vor allem für Schafe, und überall sieht man die Hirten mit Hunden , Eseln, manchmal Pferden und ihren großen Herden. Sie schlafen meist in Zelten an den Berghängen und sind sonst den ganzen Tag mit ihren Tieren unterwegs.
Den Autofahrer interessiert das alles wenig. Jeder Marokkaner hinter dem Steuer versucht das Maximum heraus zu fahren, was der Wagen hergibt. Gebremst wird nicht, allenfalls gehupt. Und wer zu doof ist beiseite zu springen, der muss daran glauben. Alle paar Kilometer liegt heute ein totes Schaf, eine Ziege, ein Hund und auch Wildtiere wie Vögel, eine Art Dachs mit großen Krallen oder ein Hörnchen auf der Strasse. An manchen knabbern die Hunde. Auch als Radfahrer muss man mit allem rechnen, und eine ähnliche Nachtaktion wie tags zuvor könnte auf dieser Strasse schlimm ausgehen. Einige französische Wohnwagenfahrer versuchen es den Marokkanern gleich zu tun und überholen mich trotz Gegenverkehr und schlechter Strasse mit 10 cm Seitenabstand. Ich bin froh, dass ich mir heute Zeit nehmen kann durch die gestrige Riesenetappe, und bei allzu viel Verkehr bleib ich einfach stehen.
Ich bin ja auch gerade dabei zu eruieren, wie meine Reisevorstellungen im Rentenalter umgesetzt werden können. Interessant 2 französische Riesenwohnmobile, die noch jeder einen Anhänger hatten: auf einem ein Kleinwagen, auf dem andern ein Quad. Leider habe ich bisher noch keinen Sponsor für derartigen Luxus gefunden, aber als freundlicher Mensch winkt man sich trotzdem zu, wenn man sich auf der Strasse trifft. Was man von meinen ehemaligen Kollegen - den Motorradfahrern - nicht behaupten kann. Meist in Rudeln von 6 oder 8 Maschinen rasen sie von Agadir nach Zagora und haben weder den Blick für die Landschaft noch für die anderen Verkehrsteilnehmer. Und Fahrradfahrer - bis auf den ausgeflippten Marokkaner von gestern - sind ganz von der Bildfläche verschwunden.
An der Tankstelle an einem Abzweig nehme ich einen Tee zu mir zum Aufwärmen. Interessant ist es, die Menschen zu beobachten, die auf ein Taxi warten. Aber ins Gespräch komme ich eigentlich nie mit einem Marokkaner, es sei denn, er will mir etwas verkaufen. Schade irgendwie. Durch die ständigen Steigungen zieht sich der Tag doch ganz schön. Auf einer Passhöhe zeigt mir ein älterer Marokkaner seine Steine-Sammlung, wirklich schöne Stücke. Wegen des Gewichts will ich aber nichts kaufen, obwohl es mir ein etwa 1 kg schwerer großer Ammonit schon angetan hat. Ich bin mir aber nicht sicher, wie ich erkennen kann, ob das Ding echt ist, und ein weiteres Kilogramm den Tizi N'Test hochschleppen möchte ich auch nicht. Trotzdem verabschiedet der Typ sich von mir genauso wie beim Willkommen mit "Wange an Wange" und schenkt mir sogar noch zwei kleine Steine! Das gibt es hier eben auch.
Bei einer Pause fahren zwei österreichische 4x4-Offroader an mir vorbei und winken. Toll, so ein altes Armeefahrzeug umrüsten zur Weltreise, das hatte ich mir auch schon immer mal gewünscht. Dann geht es noch ein letztes Mal bergauf und es folgen viele Kilometer schnelle Abfahrt nach Taliouine, das nur noch knapp über 1000m hoch liegt. Der  Hohe Atlas ist oben schon ganz weiß, das ist ein schönes Bild. Nur schade, dass ich die ganzen Höhenmeter in den nächsten 2 Tagen wieder hoch muss. Mehr als 1 Stunde vor Sonnenuntergang schon im Camping Toubkal, die auch Zimmer anbieten, so früh hatte ich schon lange nicht mehr Feierabend. Zeit, mal ein paar Photos zu sichten, das Hochladen wird sicher erst in Marrakesch funktionieren. WLAN und Internet brauchen nur die Touristen, also gibt es so etwas auch nur in touristischen Gebieten. Ein Handy dagegen, das hat hier jeder. Selbst der Karawanenführer, der zwei Wochen mit seinen Dromedaren unterwegs war und etwas zu essen haben wollte, hatte ein Handy, das funktionierte. 
der Mensch und seine Wegwerfgesellschaft

Opfer der Mobilität

er behält den Überblick

nicht geschafft

Nomaden und Hirten hinter der Plane ...

... oder im richtigen Berberzelt

oder Behelfskonstruktionen

Blick Richtung Anti- und Hoher Atlas
 
diesmal eine Ziege

Frauen auf dem Weg nach Hause

auch Hunde werden Opfer

Händler

Blick über den Anti-Atlas

jetzt geht es runter in wärmere Gefilde

Camping Toubkal
 

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