Donnerstag, 6. Dezember 2012

der Wind kommt immer von vorne

Nach dem köstlichen Abendessen - Rindfleisch mit Pflaumen - hatte ich gestern noch bis 23 Uhr versucht, meinen Blog auf Vordermann zu bringen. Immerhin konnte ich die Tracks alle auf GPSies hochladen, das hatte am Erg Chebbi nicht geklappt. Die Texte klappten auch, aber bei den Bildern merkte man die niedrige Upload-Geschwindigkeit, ich musste sehr lange warten.
Geschlafen habe ich nach der Tortur gestern bestens, zum Frühstück gab es sogar Schoko-Croissants. Neben mir saß ein Schweizer Pärchen, und wie sich bei unserer Unterhaltung herausstellte, hatten sie die Kinder mal eben daheim gelassen und waren für 3 Tage nach Marokko geflogen, ohne großen Plan. Tag 1 war der Flug und etwa 400 km mit dem Leihwagen nach Zagora, Tag 2 wollten sie über Alnif in die Dades-Schlucht, und Tag 3 bestand aus der Rückfahrt nach Marrakesch und dem Heimflug. Ich habe ihnen noch meinen Reiseführer ausgeliehen, und dann sind sie auch bald abgefahren, während ich noch die Bilder eines weiteren Tages in den Blog laden wollte. So verrückt waren wir früher auch mal, zum Wochenende mal eben nach Mallorca oder Athen. Ob das "Urlaub" ist, einige tausend Kilometer mit dem Flieger und dann 1000 km mit dem Auto in 3 Tagen? Ein normaler Marokkaner wird sich jedenfalls fragen, warum diese Beiden ausgerechnet nach Marokko kommen. 3 Tage hätte man sich auch Marrakesch anschauen können, ohne Leihauto. Aber ich mit meinem Fahrrad werde ja auch manchmal sonderbar angeschaut.
Vor dem Timbouctou-Schild - von hier aus dauerte es mit der Karawane mal 52 Tage - musste ich mich natürlich auch noch knipsen lassen, und überall Marokkaner, die recht gutes Deutsch sprechen, weil sie irgendwie mit dem Tourismus zu tun haben oder hatten. Der Kellner im Hotel erzählte in blendendem Deutsch, dass er das in der Wüste gelernt hätte, wo er 8 Jahre im Tourismusgeschäft arbeitete. Aber der Tourismus dauerte in Marokko immer nur 2 Monate, dann ist es entweder zu heiß oder zu kalt, und alles steht leer.
Geld wechseln musste ich auch noch, und am Samstag waren die Banken geschlossen. Ich ließ mich erst mal in ein Geschäft zum Geldwechseln lotsen, aber nachdem sie keine Dirham zeigen konnten und zuerst meine Euros haben wollten, fing die Sache an zu stinken und ich ging lieber zum Geldautomaten. Cola und Kekse für unterwegs wurden noch gekauft, und so bin ich erst gegen 11 Uhr in Zagora gestartet, viel zu spät für über 90 km.
War ich gestern gen Westen gefahren mit Wind aus Westen, so fuhr ich heute nach Nord-West, und natürlich hatte der Wind gedreht und kam mir genau entgegen. Er war zwar nicht ganz so heftig wie am Tag zuvor, aber so manches Mal musste ich trotzdem schieben, und selten fuhr ich im zweistelligen km/h-Bereich. Die Teerstrasse führte entlang des Draa-Tales meist am Rand der grünen Oasen, und es gab viel zu sehen. Die Datteln wurden gerade geerntet, Esel mussten die frischen Datteln schleppen, und da heute Wochenende war, waren alle Kinder daheim und auf der Strasse. Viele halbverfallene Lehmbauten und Kasbahs gab es zu bewundern, selbst einen Brunnen konnte ich mal ausprobieren. Ich denke mal, das Seil war gut 15 m lang, bis ich frisches Wasser in den Händen hatte. Nur eines gab es lange Zeit nicht, einen Cafe. Erst nach 35 km gab es ein kleines Städtchen namens Tinzouline mit Cafe und Geschäften, wo ich meinen Cafe au lait bekam. Direkt daneben wurden gerade die vielen verschiedenen Datteln gehandelt, ich habe mal versucht, ein paar Schnappschüsse zu machen. Als ich beim Aufbruch auf die Uhr schaute, war mir klar, dass ich ein Problem haben würde. Schon 15:30 Uhr, noch 60 Kilometer und nur noch 1 1/2 Stunden bis zum Sonnenuntergang!
Die nächste Auberge sollte meine sein, auch wenn ich dann morgen entsprechend strampeln muss. Nach etwas über 50 Kilometern gab es in einem Ort die Kasbah Othmane, und direkt daneben eine Auberge, die allerdings bisher erst ein einziges Zimmer für Gäste hatte und sich erst im Ausbau befindet. Praktisch fast auf einem französischen Steh-Klo zu duschen ist nicht jedermans Sache, aber der Würgereiz ließ angesichts des heißen Wassers schnell nach. Dummerweise rammte ich mir auf dem kurzen Weg zur Dusche trotz Sandalen einen Spreissel in den Fersenballen, und ungelenk wie ich bin habe ich das Teil nicht ganz herausbekommen, trotz superscharfer Pinzette. Ich hoffe, das gibt die kommenden Tage keine Probleme beim Fahren. Ach so, die Kasbah habe ich mir natürlich bei Sonnenuntergang auch noch angeschaut. Besonders beeindruckend wieder die verschiedenen Terrassen und die tollen Ausblicke auf das Dorf und die Berge ringsherum. Wenn man in einem der oberen Stockwerke über den Boden geht, dann gibt dieser nach und wippt, dass man erst mal Bedenken bekommt. Schon genial, was man mit Lehm , Bambus und den Dattelpalmenhölzern alles machen kann.
Tombouctou 52 Tage mit der Karawane


Zagora

organisierte Wüstentour

Kasbah unweit Zagora

Dattelernte

Datteln gibt es in vielen Sorten

Bewässerung in der Dattelpalmenoase

Waschtag ist eigentlich immer

Draa

Ziehbrunnen mit frischem Wasser

Bewohner der Oase

Einblick in verfallenen Lehmbau

Ksar am Verfallen

Lehmbauten werden zunehmend durch Neubauten ersetzt

Transport-Körbe aus Ton

hier werden Datteln gehandelt

eindrucksvoll die ehemaligen Kasbahs

Kasbah Othmane im Abendlicht

Blick auf das Dorf

mehrere Terrassen für Blicke auf die Umgebung
Zum Essen gab es zur Abwechslung mal Omelette Berber, wirklich gut und sättigend.   

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