Donnerstag, 6. Dezember 2012

ein langer Tag

Um 8 Uhr war mein Rad fix und fertig gepackt, nur der Auberge-Besitzer war noch nicht da, um mir Frühstück zu machen. Irgendwann erschien er dann, Cafe gab es keinen, dafür Tee, aber immerhin ein Omelette. Kurz vor 9 Uhr war ich dann wirklich unterwegs, und siehe da, heute war fast gar kein Wind. Allerdings war es recht frisch, die Jacke konnte ich erst nachmittags ausziehen. Nach ein paar Kilometern holte ich den Kaffee an einer Tankstelle nach, und nach 13 km trank ich in einer Auberge an der Abzweigung Richtung Nekob gleich noch einen. Hätte ich gestern Abend von dieser Auberge gewusst, wäre ich bestimmt die paar Kilometer noch weitergefahren, trotz Wind.
Es ging weiter an den Oasen des Draa-Tales lang, und da heute Sonntag ist, laufen viele bunt herausgeputzt herum, die Kinder sind unterwegs, vielerorts wird aber auch gearbeitet. Die Datteln werden geerntet, Grünzeug für die Tiere daheim geholt, Wäsche gewaschen, Fenster und Tische gebaut, Autos repariert, und wie überall in Marokko wird ganz heftig gebaut. Kurzum, es ist viel los am Rande der Oasen.
Das Photographieren von Menschen habe ich inzwischen längst aufgegeben, entweder gibt es gleich Geschrei, oder ich soll dafür bezahlen, was ich grundsätzlich nicht mache. Die Bilder sammeln sich dann eben in meinem Kopf statt in der Kamera. Aber in den Oasen ist es echt schwierig mit Photos, denn irgendwo stehen immer Menschen herum.
Nach gut 40 km bin ich in Agdz angekommen, und einen winzigen Moment erwäge ich die Möglichkeit, statt nach Westen lieber direkt wieder nach Quarzazate zu fahren, wo ich ja auch auf dem Hinweg vorbeikam. Nach einem Cafe am Marktplatz bin ich dann aber wie geplant Richtung Tazenakht gefahren. Ein holländischer Unimog - voll ausgerüstet für Offroad - stand in Agdz vor dem Cafe, und ein deutsches Biker-Pärchen auf einer dicken BMW fuhr ebenfalls vorbei.
War bisher alles flach, ging es nun beständig nach oben. Nach einiger Zeit überholte ich eine Karawane, immerhin 37 Tiere stark. Der Karawanenführer erzählte mir, dass er bis nach Taroudannt wolle, da waren noch über 280 km, und dass er dafür 14 Tage brauchen werde. Er hatte Hunger , ich gab ihm meine Biskuits. Kurze Zeit später sah ich noch eine kleinere Karawane etwas entfernt in die Gegenrichtung marschieren.Eine Weile später ein Unikum. Ein Marokkaner auf dem Rad, der sprudelt wie ein Wasserfall, und dessen Rad mit allem ausgerüstet ist, wovon man als kleiner Junge träumt. Er hatte natürlich Gaskocher und Schlafsack dabei und wollte nach Agadir. Zum Schluss bat er mich noch um Essen, aber ich hatte selbst nichts mehr, und Geld wollte ich ihm nicht geben. Nachher habe ich mich über mich selbst geärgert, so ein paar Dirham hätte er bestimmt gebrauchen können, und mir hätte es nicht weh getan. Mir geht es aber oft so, dass ich erst mal eine Weile darüber nachdenken muss, und dann war es zu spät.
Leider schweigt sich der Därr-Reiseführer über Unterkünfte aus, es gibt nämlich bis Tazenakht keine. Ich hatte vor, etwa 50 km hinter Agdz in Bou Azzer nach einer Auberge zu schauen, aber vorher ging es noch über einen etwa 1500 m hohen Pass. In Bou Azzer dann die Enttäuschung, dort wird geschürft, und der Ort bestand aus einer Ansammlung von Hütten und Häusern für die Bergarbeiter. Also noch einmal 35 km nach Tazenakht, die Sonne ging langsam unter. Zum Glück ging es bald darauf die angesammelten Höhenmeter wieder abwärts, bis ca. 14 km vor Tazenakht. Inzwischen war es stockdunkel, und nun ging es doch tatsächlich die ganzen eben abwärts gefahreren Höhenmeter wieder nach oben! Mein linker Oberschenkelmuskel machte einfach nicht mehr mit, die Steigung konnte ich nicht mehr drücken und musste einen großen Teil schieben. Inzwischen war es saukalt, aber ein toller Sternenhimmel, wie man ihn bei uns gar nicht zu sehen bekommt. Obwohl viele Marokkaner Pickups fahren und mich jederzeit samt Rad mitnehmen könnten, scheint das hier absolut nicht Usus zu sein. Entweder Du fährst Bus oder Taxi, oder Du läufst oder strampelst Dich mit dem Rad ab. Nach endlosen Kilometern habe ich es um 19:30 Uhr doch noch nach Tazenakht geschafft. Kurzer Einkauf von Getränken und Süßigkeiten, dann Einchecken im Hotel. Tajine wie üblich, vorher und hinterher noch einen Cafe au lait zum Aufwärmen. Das Zimmer ist kaum größer als das Bett, aber nach 131 Radkilometern und fast 1500 Höhenmetern ist einem das völlig egal. Schade nur, dass die Dusche kalt ist, und im Zimmer die Außentemperatur nur um 1 Grad überschritten wird. Morgen geht es nach Taliouine.
Kasbah Othmane

verfallendes Ksar

Draa-Tal

Oasen
Wäsche trocknen

Früchte mit Plastiksäcken umbunden

Cafe in Agdz

Dattelhandel in Agdz

so einen wollte ich auch mal ....

Herr Grau spricht mit Herrn Braun

immer etwas los in Agdz

Karawane nach Taroudannt

wenn die wüßten, was die noch vor sich haben...

wer ist schneller ?
 
Unikum auf 2 Rädern

Hüttensiedlung bei Bou Azzer

Bergbau in Bou Azzer
 

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